Selters - Stuttgart in 5 Tagen!!

Meine allererste richtig lange Radtour...

Sayntal - Rheinradweg - Neckartalradweg

 

Es ist die letzte Woche im April, das Wetter verspricht knackig kalte Temperaturen und vielleicht auch mal Sonnenschein. Im Süden Deutschlands schneit es, in der Mitte ist Regenschauerwetter angesagt. Hilft aber nichts, die Tour ist geplant, die Übernachtungen reserviert, der Drahtesel vorbereitet. Es kann also losgehen!!

Ach übrigens, ich habe alles vorbereitet, nur mich nicht... einzige Trainingseinheit mit dem Rad war eine Woche vorher 22km zum Radl-Check.... :-)

 

Etappe 1

Start im schönen Sayntal, in Selters

die geplante Abfahrt um 900 verzögert sich, weil mir beim Zuziehen des Reißverschlusses der Lenkertasche der gesamte Reißverschluß aus der Naht geht. huch??? Na toll, aber wenigstens geht alles VOR der Fahrt kaputt! Tacker geholt und einmal rundherum getackert, fertig.

Dann geht es los!

Bis Bendorf kenne ich mich aus, da war ich ja vor 2 Jahren schon mal mit dem Rad.

Die Sonne kommt raus, bin ja bei gefühlten 20 Grad minus los, aber so nach und nach kann ich zumindest das dicke Halstuch lockern.

Spätestens an der Bendorfer Autobahnbrücke wird mir warm, ich muß mein Citybike 4 lange steile Treppen hochschieben, uff...

Zwischenstopp am Deutschen Eck in Koblenz, der Arsch tut schon bissi weh...

Habe Proviant ohne Ende dabei: Äpfel, Bananen, Möhren, Haselnüsse und Mandeln, getrocknete Sauerkirschen, Rosinen und Cranberries, Rohkostkekse und Essener Brohtstangen, 15 Rohkostriegel aller Art, LECKER!!!

Dann geht es auf dem Rheinradweg weiter. Unterwegs immer mal wieder Fotostopp, z.B. an der alten Lotsenschaluppe bei der Loreley.

Zwischendurch noch 4 Holländer getroffen, die mal eben mit dem Rad nach Rom fahren, ok, da also liegt die Messlatte ;-)

Am Nachmittag wird es dann zäher weil der Hintern ganz schön brennt...

Endlich Ankunft in Trechtingshausen nach exakt 100km (gemessen mit meiner Polar RC3), der erste Tag schrottfrei abgeradelt!!

 

Etappe 2

Da es im Hotel eh nicht viel zu essen gab, habe ich mich selber eingedeckt und auch mein Frühstück selber dabeigehabt. Hat den Vorteil, daß man gleich nach dem Aufwachen im Bett losfuttern kann. Somit spart man Zeit und kann dann schon in aller Frühe, wenn es draußen noch kalt und düster ist, losradeln :-)

Wetter heute: kühl, schattig... uahhh. 

Komme kurz nach dem 50. Breitengrad zur ersten Fährüberfahrt und werde dann vom netten Fährmann, einem Viel-Radler, streckenmäßig umempfohlen. Der Rheinradweg wäre zwischen Bingen und Mainz nicht so schön weil an der B42 entlang, ich soll linksrheinisch bleiben und hätte da viel mehr Natur und schönere Abschnitte.

Ok, ich lasse mich drauf ein und verlasse den offiziellen Weg. Und in der Tat, die Strecke ist grün und ruhig und auch schon mal hinterm Deich, aber 1000mal schöner als neben der Haupstrasse zu fahren, bestens!

In Wiesbaden wechsel ich dann rüber nach Mainz, um den Mainspitz noch mitzunehmen, schönes Inselgedöns und kleine Brückelchen, da lohnt sich auch mal ein Fotostopp.

Dann erwartet mich die Schotterhölle, gut 5km grobes Gestein, zwar schön am Rhein zu fahren, aber weder was fürs Tempo noch den eh schon brennenen Hintern... Zum Glück habe ich Unkaputt-Reifen aufziehen lassen, alles andere hätte mich hier kirre gemacht!

Schließlich komme ich nach 91km in Gernsheim an, Hotel liegt direkt am Rhein, wo dann auch am Folgetag meine Fähre gleich losfährt.

Das Hotel Rheingold mag ich gerne empfehlen, das Rad wurde im großen Saal sicher untergestellt und alle meine Essenswünsche wurden 100% erfüllt, außerdem gab es einen Wasserkocher auf dem Zimmer und der gesamte Service war vorbildlich :-)

 

Etappe 3

Ohje, ein kalter trüber Tag... Heute geht es bis Mannheim am Rhein entlang. Die Strecke ist abschnittsweise sehr schön, wird aber immer industrieller. Worms muß durchradelt werden, ich habe null Bock auf viel Verkehr und kürze die Stadtrundfahrt ab. Nibelungen müssen warten, ich komme später nochmal wieder.

Auch Ludwigshafen lasse ich aus und wechsel frühzeitig die Rheinseite nach Mannheim. Ausgerechnet an der Sandheimer Brücke, der HORROR!!! die Treppe rauf und runter ist nur was für hardcore, ich bekomme mein Rad kaum hochgeschoben und hatte Glück, daß 2 Radler vorbeikamen und mir geholfen haben. Hätte sonst abrödeln müssen und es vielleicht auch so nicht geschafft. Und runter mit blockierenden Rädern einen Bremsplatten geschliffen, saugeil diese steile Treppe. :-(

Dafür gab's eine idyllische Fährüberfahrt, bei der man den Fährmann noch anrufen muß, damit er einen rüberholt, und das ganze dann für 50 Cent... Ich war seit 2 Tagen der einzige Fahrgast... 

Dann geht es endlich am Neckar entlang! Die Landschaft ändert sich schnell, der Fluß ist geradezu putzig und die Wege werden radwegiger!! Viele Waldstücke, oft gerade mal ein Feldweg, aber endlich weg vom Getümmel!

In Ladenburg quietscht dann die Kette derart, daß ich schon fast Handcreme dranschmieren wollte (wohl Kettenfett nicht dabeigehabt, was?). Zum Glück finde ich wieder einen Helfer mit WD40, juhu, das Zeug wirkt wahre Wunder!!

Ankunft nach 89km dann im wunderschönen Hirschhorn. Leider fing es gerade bei der Ankunft leicht zu tröpseln an, so daß ich mir den Stadtrundgang geschenkt habe. Das Hotel zur Krone ist auch zu empfehlen, Rad stand sicher im Wäschekeller, Abendessen und Frühstück prima, alles bestens!!

 

Etappe 4

Start wieder am frühen Morgen, draußen ist noch alles naß vom Regen in der Nacht, vereinzelt kommt ein Nieseltropfen runter. hhmm. Also starte ich in vollem Regenornat, jedoch ziehe ich bei KM3 die Regenhose wieder aus, ist einfach zu warm und es regnet ja auch nicht, die Nieseltropfen werden weniger und ich fahre eh fast nur im Wald, da bleibt man trocken. 

Der Wald ist voll mit Leckereien: Giersch wohin das Auge blickt, Bärlauch ohne Ende, auf den Wiesen Löwenzahn und noch zig andere Kräuterleins, ich haue mir ordentlich den Bauch voll damit!!

Gegen Mittag reißt die Wolkendecke auf und die Sonne kommt raus, yeahhh!! Dann wird es sogar warm genug, eine Jacke auszuziehen, wenn das nicht mal wieder Glück ist! Während wenige Kilometer Luftlinie ganztägiges Regenwetter abgeht, kann ich bei schönstem Sonnenschein am Neckar langradeln und Natur und putzig schöne Orte genießen.

Am Mittag mache ich sogar mal einen Tee-Stopp, allerdings eher wegen den dennoch kalten Fingern und um die Digicam schnell aufzuladen, hab ich wohl am Abend vorher vergessen...

So komme ich ins Heilbronner Land, vorbei an schönen Landschaften, Burgen, Schlössern und jede Menge Atomkraftwerken :-)

Kurz vor dem nächsten Etappenziel Lauffen muß ich dann 3 (DREI) echte Berge bezwingen, geht nur mit Schieben... Während die E-Bike-Schluffis an mir vorbeiziehen, genieße ich lieber den Eigenantrieb.

Heute waren es nur 81km, aber mit viel Schieberei und ich werde auch langsam etwas lahm... das Knie tut leider oft recht weh, da hilft auch die Ibu nur bedingt. Wenigstens merke ich den Hintern kaum noch bzw. erst bei KM70 oder so. Man gewöhnt sich also an alles!

Unterkunft in Lauffen direkt am Neckar im Gasthaus Schenk (Garni), abends wieder selbst versorgt und Frühstück im Hotel dann ok, das Rad stand ordnungsgemäß in der Fahrradgarage und das Zimmer hatte einen tollen Blick auf Burg und Neckar, gerne wieder!

PS: heute hat es auch mal für einen ausgiebigen Stadtrundgang gereicht! Sehr schöner Ort :-)

 

Etappe 5

Endspurt!! 

Wieder los bei eisigen Temperaturen, aber die Sonne kommt raus und bis auf 3 Regentropfen werde ich auch am letzten Tag trocken bleiben! Das hätte ich nicht unbedingt gedacht, die Vorhersage war deutlich schlechter...

Die Wege am Neckar werden immer idyllischer, jetzt kommen jede Menge Weinberge dazu, zum Glück kann ich fast alles am Ufer langfahren und muß nicht wieder schieben...

Der Tag fliegt förmlich vorbei, es sind ja auch nur noch 66km bis zum Ziel und ehe ich mich versehe, bin ich schon im Stuttgarter Raum und erkenne meine bereits erjoggten Uferstrecken wieder. Urgs, bin also gleich da...

Und auf einmal fährt man durch den Schloßgarten und dann stehe ich nach einem letzten anstrengendem Hochstrampeln vor dem Milaneo und der Stadtbibliothek und BIN ANGEKOMMEN!!!

hach, so schnell kann's gehen...

Männe empfängt mich sogleich und wir verstauen das Rad in der Butze, Sachen werden umgepackt, die Heimreise in knapp 3 Stunden mit dem Auto... hhmmm

 

Nachschlag

Keine Ahnung, aber auf einmal fliegen die Kilometer dann nur noch so an einem vorbei!!

Auf jeden Fall war das eine tolle Woche und eine schöne Tour!!

Soviel Glück mit dem Wetter hatte ich nicht erwartet, war super.

Technische Pannen gab es auch keine, bis auf die quietschende Kette, aber da bin ich ja selber schuld, wenn ich das Kettenöl auf der Werkbank stehen lasse :-)

Bis auf den ollen Reißverschluß der Lenkertasche ist also NICHTS kaputtgegangen!

Ansonsten hat der Hintern nach 3 Tagen aufgehört, richtig wehzutun. Das Knie hat auch irgendwie gehalten, wenngleich dadurch kraftvolles Treten nicht immer möglich war und die Pace sich dadurch logischerweise verlangsamt hat.

Die Streckenplanung war optimal, am Anfang längere Abschnitte, zum Ende hin kürzer.

Übernachtungen waren prima und auch preislich ok, immer so um die 50 Euro ÜF inkl. sicherer Unterbringung des Rades.

Ausrüstung: olles schweres Citybike mit Unkaputt-Reifen, 7-Euro-Lenkertasche, Satteltaschen vom Aldi für 10 Euro, wasserdichter Ortliebsack (jetzt wird es teurer...), Blackroll, Flickset und Werkzeug, Proviant ohne Ende, Klopapier für Notfälle, Regensachen, Fahrradklamotten (fast alles billige Teile von Lidl/Aldi), Scott-Radschuhe, keine Klicks, Klebeband (damit hab ich die Schuhe winddicht gemacht), gute Polsterung durch extra Radlunterhose, jede Menge Handschuhe, vor allem meine Icebraker-Merinos sind super bei Kält, für Notfälle auch Motorrad-Regenhandschuhe von Heldt (wurden nicht eingesetzt), Tragebeutel, Verzurrgurte und -gummis, Luftpumpe und natürlich mein geliebter Reisewasserkocher!!!

 

Siegerehrung!!!

ja und dann kam am Samstag die Post... und ich mußte die Augen zumachen... und dann hat es geraschelt und Männe hat rumhantiert und mir was umgehangen... YEAHHH!!! 

mein Männe hat mir so ein supergeiles Finisher-Shirt geschenkt, ich war baff.

VIELEN LIEBEN DANK!!! 

Das war Siegerehrung pur!!!

:-))))

 

Schnappschüsse von unterwegs