18.01.-01.02.2020 Madeira Wanderurlaub

marathon - komfort_wandern - freestyle und geburtstags_wandern

 

Wir gehen mal wieder auf Achse! Vor einem gutem halben Jahr kam die Idee auf, für weitere noch folgen sollende Wanderungen ein paar Trainingsrunden zu drehen. Dazu hätte man auch den Rheinsteig nehmen können, aber es sollte über den Winter in die Wärme gehen und weil es uns auf den Kanaren schon mal so gut gefallen hat, wollten wir nun die Nachbarschaft, also die schöne Blumeninsel MADEIRA antesten. Kurzum, wir buchten ein Wanderprogramm und weil der Funchal-Marathon sich geradezu aufgedrängt hat, den passenden Startplatz hierfür gleich mit dazu. Also so eine Art Kombiurlaub: Hinflug+Wanderprogramm+Rückreise mit ASI, vorneweg Marathon in Eigenregie und hintendran noch lockeres Auswandern mit Mietwagen auf eigene Faust. So der Plan.

 

Samstag 18.01.2020

 

Wir fahren erst mal selber mit dem Auto nach Frankfurt ins P3. Ganz schnieke, aber die Bahn fährt einfach zu so beschissen Zeiten, also da kann es einem vergehen. P3 ist toll, annehmbare Parkbuchten und der Fußweg zum T1 ist kurz. Und die Toilette unterwegs ist die schönste am ganzen Flughafen, ehrlich! Heute fliegt uns der CONDOR über den Atlantik und wir kriegen unser weniges Gepäck schnell los. Männe mit Reisetasche und ich hab alles in den großen neuen Rucksack gestopft. Nur die Laufklamotten habe ich noch unterm Arm, die dürfen auf dem Hinflug nicht verlorengehen… Der Flug selbst ist kurzweilig, neben mir sitzt Michael A. aus R. und wir babbeln tatsächlich nonstop über Madeira und den Rest der Welt. Er ist so eine Art Lebenskünstler und hat die Welt gesehen, zu Fuß, als Tramp, im Expeditionsmobil. Und auf Madeira kennt er jeden Stein, so dass ich am Ende total abgefüllt bin. So habe ich aber wenigstens die lieben Turbulenzen verbabbelt und kaum mitbekommen, welch (m)ein Glück!

Nach der Landung müssen wir noch ein wenig auf den nächsten AEROBUS warten. Für 5 Euro fährt dieser in Funchal querbeet durch die wichtigsten Zonen und hält praktisch fast überall, wo es Hotels gibt. Die Fahrt dauert vielleicht 20 Minuten und führt durch 10 Tunnels, Madeira hat neben Blumen und Bergen vor allem TUNNEL zu bieten, echt irre! Fast steigen wir zu früh aus, aber dann an Haltepunkt 4, dürfen wir raus, das ist direkt am MERCADO-Gebäude. Dann noch eineStaße runter und schon schlendern wir mit Gepäck die schöne RUA SANTA MARIA entlang und sind mitten in der ALTSTADT! DieStaße war bis vor wenigen Jahren total verkommen und wurde nun hübsch hergerichtet, überall Restaurants, Bars und kleine Läden. Alle Türen sind bunt bemalt und an jeder Ecke duftet es entweder nach Knoblauchbrot (BOLO DI CACO) oder lecker Essen. Wir schrabbeln über das Altstadtpflaster und kommen natürlich erst mal an DEM LADEN überhaupt vorbei: THE DUCK STORE!!! Logo, hier wird sofort nach dem Lokalmatator Ausschau gehalten!! Und wen wundert’s, mit einer schicken neuen Ente genannt „CR7“ geht’s weiter Richtung Unterkunft.

Für die ersten drei Nächte haben wir ein Zimmer mitten in der Altstadt, Residencia MARIAZINHA. 3*ÜF für 122 Euro. Und einen Portwein gibt’s auch noch zur Begrüßung. Allerdings auch den Hinweis, dass es am Wochenende abends schon mal was lauter in den Gassen sein kann… das Zimmer ist jedenfalls spitze und das Frühstück auch annehmbar. Allerdings gehen wir sowieso lieber in Bars auf einen Espresso, aber wenn das schon mal dabei ist…

Es ist schon später Nachmittag und bis 20 Uhr kann die Startnummer für den Marathon abgeholt werden. Glücklicherweise ist das Raceoffice gleich 10m umme Ecke und die Leute sind supernett, neben der BIB mit Transponder gibt’s die Startnummer gleich nochmal als Beutel-Kennzeichnung, ferner berechtigt die BIB am Sonntag zur Nutzung aller Busse. Obendrauf bekommen wir dann noch eine Banane, also diese typischen kleinen festen Früchte, bekommt man zu Hause eher selten zu sehen. Dann schlendern wir noch was rum, kaufen Wasser und Äpfel und lassen uns dann in eines der Restaurants locken. Fast schon wieder ätzend, wie die Türsteher an jedem potentiellen Gast zerren, aber das gehört hier einfach dazu. Wir werden nun für die nächsten 2 Wochen ziemlich lokal essen, also im Wesentlichen gibt es hier einfachen gemischten Salat mit lecker Weinessig und Olivenöl, die Salzstreuer haben alle eine volle-Kanne-Funktion, die Gemüsesuppe schmeckt meistens superlecker und kommt manchmal auch mit SPECK daher (na toll…), der Hauptgang ist dann meistens FISCH mit einfachem Gemüse und Salzkartoffeln. Hin und wieder bekommt man auch frittierte Maismehlwürfel oder es gibt den Maisbrei mit Fischsuppe. In Sachen Backwaren werden wir Unmengen von XXX vertilgen, diese kleinen Minidinger aus Blätterteig mit Puddingfüllung oder den Sahnepuddingkuchen, also praktisch ein XXX in XXL. Vegan kennen hier die wenigsten, vegetarisch ist Auslegungssache, wir schalten für 2 Wochen um auf Urlaubsmodus. Dazu gibt’s CORAL SEM ALC oder Weißwein oder Rotwein oder auch mal einen PONCHA. Das ist das Nationalgetränk hier und besteht aus Rum und Saft, also mir hat einer gereicht… Das Wasser aus dem Wasserhahn kann man trinken, jedoch schmeckt es in den großen Orten nach Chlor und ist eigentlich nur in den oberen Bergdörfern lecker. Aber eine 8-Liter-Pulle kostet 2 Euro, das lässt sich einkalkulieren. Preise für Essen gehen liegen eher im gewohnten Bereich von zu Hause, nur der Espresso in den Bergen ist mit 60 Cent ein ungewohnt günstiger Schnapper.

Da der Marathon schon am Sonntag um halber 9 losgeht, verschwinden wir früh im Zimmer, dürfen aber noch bis ca. 3 Uhr dem Lärm und Getöse samt Musik, Geplapper und Geschepper vor unserem Zimmer lauschen. Tja, ausruhen ist anders… Kaum ist es endlich ruhig, fängt die Bäckerei mit der Arbeit an und der Duft von frischem Brot zieht durch die Strassen. Als der Wecker klingelt ist es fast eine Erlösung…

 

Sonntag 19.01.2020

 

Showtime!! Früh geht’s los, ich habe die Startzeit nicht im Kopf und muss die Bushaltestelle noch finden… Die Linie 1,2 oder 4 fährt zum Start. Endlich kommt die 1, aber die Busfahrerin hat keine Ahnung, wo der Start sein soll und ich auch nicht und die 10 anderen Läufer, die immer mal zusteigen, auch nicht. Die Frau fährt wie der Teufel, ich bete förmlich, dass sie heute morgen nicht noch jemanden tot fährt. Nach einiger Zeit kommen wir am Start vorbei, aber keiner merkt’s… ca. 3 km später kommt dann doch noch die Erkenntnis, dass wir viel zu weit mitgefahren sind, einer hat ein Handy und kann die Ortung vornehmen. Uiuiui… Aber alles locker sehen, wir steigen halt aus und schwupps kommt schon der nächste Bus in die Gegenrichtung. Dieser Busfahrer wird uns dann tatsächlich korrekt auswerfen, puh, Glück gehabt!

Am Start ist es noch kühl und von Dixies keine Spur (die stehen umme Ecke, sieht man erst später), also schleiche ich mich mit anderen in ein 5-Sterne-Hotel und verweile dort noch ne halbe Stunde. Endlich wird draußen der Startbogen aufgebaut und die Mucke angeworfen, jetzt sieht das schon eher aus wie Marathon! Den Kleiderbeutel gibt man am Transporter ab, der Haufen ist überschaubar, sind wohl um die 300 Leute, die sich heute morgen auf die Strecke machen wollen. Von schnell bis gemütlich ist alles dabei. Und dann die Überraschung des Tages: der Willi ist am Start!! Wie schön, er hat bei Schulz Sportreisen Marathon und Wanderurlaub gebucht und die Freude des Wiedersehens ist riesig! Zumal ich seit letztem Jahr Barcelona ja vermehrt auf die von ihm praktizierte Willi-Methode umgestiegen bin: 3 Minuten laufen, 30 Sekunden marschieren. Das schont die Beine und man kommt trotzdem einigermaßen ins Ziel. Der Tag ist also gerettet!! Das ist echt so, denn ich war mir nicht ganz so sicher, ob ich den Lauf überhaupt antreten geschweige ablaufen wollte. Immerhin ist die Strecke recht öde: 4 mal Pendelstück im oberen Hotelbereich, Transferkilometer und dann noch 2 Runden auf der Hafenmeile. Bei zunehmender Sonne, abnehmenden Schattenstellen und gefühlten 30 Grad (es waren wohl 25) alles andere als Spaß. Aber mit Willi im Gleichschritt sind die ersten 30 Kilometer immer ruckzuck abgebabbelt, so dass hier keine Langeweile aufkommen konnte! Nach den 4 Runden bin ich dann bergab abgedüst, konnte aber später im Hafen den Dauerlauf nicht durchhalten und wurde von der Sonne durchgewalkt, so dass ich dann am Ende doch mehr marschieren musste. Immerhin kollapsfrei bei 5:25 ins Ziel gelaufen und ne schöne fette Medaille bekommen! Juhu, das war nach meiner Berechnung Marathon/Ultra Nr. 50!! Ein kleines Jubiläum und wie passend, der erste Marathon in der neuen W50, für die ich seit Jahresbeginn starten darf… im Ziel zieht man dann eine Marke und kann sich noch (richtig gut) massieren lassen, das dürfte auf jeden Fall einiges gerettet haben, denn die richtig anstrengenden Dinger sollten ja noch folgen…

Männe erwartet mich auch schon und nachdem wir dann noch mit Willi kurz geplauscht haben, geht’s nur wenige 100 Meter weiter zurück in die Unterkunft. Schnell herrichten, denn für 17 Uhr haben wir eine Fahrt mit dem Tukxi gebucht. Das ist so ein Vespa-Ding mit 2 Sitzen in der 2. Reihe. Unser Guide fährt uns gemütlich durch Funchal, bergrauf wie runter, hier ist es echt megasteil an manchen Stellen! Wir sehen alles mögliche und bekommen einen ersten Vorgeschmack, wie es außerhalb „unserer“ Altstadt aussehen könnte. Dann noch Abendessen und wir liegen ziemlich k.o. ziemlich früh im Bett. Es ist Sonntag und die Nacht wird glücklicherweise nicht ganz so laut, schlafen bleibt schwierig, aber ein paar Momente müssen wohl mal geruhsam gewesen sein…

 

Montag 20.01.2020

 

Ruhetag & Sightseeing! Als erstes mal Frühstück im Hotel, ist ja schließlich inkludiert. Aber eigentlich bin ich immer froh, wenn es KEINES gibt, dann kann man besser auf Tour gehen. Das machen wir ja sowieso und landen erst mal im MERCADO, ein wunderschöner Art-Deco-Bau, in dem es von Blumen und Früchten aller Art nur so wimmelt. Im Untergeschoß ist der Fischmarkt, aber wir kommen erst so um 9 Uhr da hin, da liegen nur noch ein paar restliche Fische rum. Hauptsächlich der DEGENFISCH, ein ziemlich langer schwarzer Tiefseefisch, dessen Fleisch weiß und fast matschig ist, der auf Madeira mit Kochbanane serviert wird und so eine Art Traditionsgericht darstellt. Schmeckt aber eher nach nix… Weder mit Kochbanane (die aber schmeckt LECKER!!!) noch in Bierteig frittiert.

Im Mercado gönnen wir uns einen Espresso und Chino, das ist der Cafe Americano ohne Milch, dazu die traditionellen Puddingdinger PASTEL DE NATA, oder einfach nur BOLO=Kuchen. Kleine Häppchen, Blätterteig mit Puddingfüllung, vermutlich kaum Kalorien… und LECKER!!!

Eigentlich wollten wir dann mit der Gondelbahn hoch nach MONTE fahren, aber heute liegen gleich zwei fette Kreuzfahrtschiffe am Quai und die Schlange an der Gondelkasse ist kilometerlang, geschätzte Wartezeit EWIG. Nä, das wird heute nix! Schneller Programmswitch: wir schauen uns noch ein bisschen die restlichen Strassen von Funchal an und verlottern die Mittagszeit, bevor wir dann für 15 Uhr auf See stechen. Zweimal täglich macht der detailgetreue Nachbau der Santa Maria, das Holzschiff vom alten Kolumbus, die Leinen los und „segelt“ mit Motorkraft die Küste entlang. Das Meer ist ruhig und wir kommen gut voran, einige Delphine lassen sich blicken und etwa auf Höhe von CAPO GIRAO dreht der Kahn dann bei und lässt die Leinensegeltücher runter. Leider ist heute Flaute, so dass die Segelei nicht wirklich klappt… Wir haben einen tollen Blick auf den Skywalk in knapp 600 Meter Höhe und die darunter liegenden Gemüseplantagen, die man entweder per Boot oder Seilbahn erreichen kann. Ansonsten ist die Küste hier so steil und schroff, dass man einfach keinen Weg, auch keinen Fußweg, hier herunter bauen kann. Die Schiffstour dauert ca. 3 Stunden und klingt mit Honigkuchen und Portwein aus, der als kleines Schmankerl gereicht wird bevor wir dann wieder in den Hafen einlaufen.

Tja, die Gondel nach Monte… morgen sollen wir um 12 Uhr abgeholt werden, dann beginnt der offizielle Teil der ASI-Reise. Wir disponieren einfach etwas um, rufen den Transporteur an, verschieben unsere Tour auf 14 Uhr und haben somit mehr Zeit für weitere Erkundungen!

 

Dienstag 21.01.2020

 

Monte und Moniz. Heute morgen sind wir schlauer und lassen das Frühstück im Hotel aus, lagern unsere Taschen an der Rezeption ein und nehmen einen Espresso samt NATA im Stehen. So geht Frühstück! Und dann nix wie hin zur Seilbahn!!! Yeah, Poleposition. Kein Wunder, wir sind fast eine Stunde zu früh am Schalter und die Türen sind logischerweise noch zu. Aber heute gilt es, keine Position aufzugeben, sonst klappt das alles nicht. Um 9 macht dann die Bahn auf und wir kaufen das ultimative Kombiticket: Monte-Gondel+Seilbahn Botanischer Garten+Botanischer Garten. Schlappe 31 Euro pro Nase kostet der Spaß… in Gondel #2 fahren wir erst mal hoch. Die Bahn ist über 3 Kilometer lang und überwindet einiges an Höhe, sensationell!!! Oben im Ort MONTE steigen wir um auf die kleine Seilbahn, die eine Schlucht überspannt und am Botanischen Garten endet. Ab in den Garten, soll ja so schön sein!! Aber… ja nun, es ist WINTER, auch wenn die Sonne scheint und wir in kurzen Hosen rumrennen, es ist leider nicht die optimale Blütezeit. Ein paar bunte Tupfer sind zu sehen, gelbe riesengroße Trompetenblüten, ein paar Orchideen, dies und das, aber eben nicht das Blütenmeer, das sich wohl ab April/Mai bieten soll. Der Botanische Garten ist riesig und geht steil bergrunter, natürlich dürfen wir dann auch wieder berghoch tappern, schöne kleine Einstimmung auf die kommenden Wandertage!

Mit der kleinen Gondelbahn fahren wir dann wieder zurück und gehen rüber zu den berühmten Korbschlitten. Inzwischen sind auch die ersten Kreuzfahrtschiffsgäste unterwegs, aber es ist noch genug Platz frei und für schlappe 30 Euro bekommen wir eine Schlittenfahrt. Das ist also ein Schlitten aus Holz mit Korb und zwei Männer schieben, ziehen und bremsen die Karre, die steil bergab auf einer normalen Ortsstraße runterrutscht, teilweise mit richtig Speed und Spaß, teilweise eng an parkenden Autos entlang und um Kurven. Keine Ahnung wie die das machen, aber der Spaß ist riesig und irgendwie gehört so eine Fahrt dazu. Natürlich ist es auch die totale Touristenabzocke, denn nach 8(?) Minuten ist die Fahrt vorbei und wir werden vom Fotoverkäufer abgefangen. Na gut, nochmal 10 Euro für ein schönes Foto… Jetzt könnte man den restlichen Weg per Taxi in die Stadt zu Ende runterfahren, per Pedes wieder den Berg hochstiefeln (halbe Stunde Minimum und es ist sausteil) oder ganz gewöhnlich den Berg zu Fuß runtergehen. Machen wir auch. Allerdings sind die Gassen so eng und die lokalen Autofahrer so rasant, das ist schon mal eng und wir müssen öfters auf Seite springen, die fahren einen sonst platt! Gegen Ende der Touri-freien Zone nehmen wir noch einen Espresso mit Süßkram und stürzen uns dann in die Einkaufsmeile. Ich kaufe noch 2 Meter typisch Madeira-gestreiften Stoff, schwer wie Blei und dann müssen wir auch schon unsere Taschen holen.

Pünktlich um 14 Uhr holt uns der Transporteur ab und fährt uns nach PORTO MONIZ, dort startet dann unser erster Tag des ASI-Programmes. Der Wagen und auch der Fahrer stinken nach altem Zigarettenqualm, dass uns die Luft wegbleibt. Leider dauert die Fahrt fast eine Stunde, also müssen wir ab und zu Luft holen, so was ekliges hatten wir lange nicht. Auf der Fahrt nach Porto Moniz im äußersten westlichen Eckchen der Insel zählen wir nicht weniger als 31 Tunnels, teilweise kilometerlang!! Hier haben die Strassenbauer alle Arbeit geleistet und insbesondere an der Nordküste die alte Küstenstraße in den Berg verlegt. Die alte Trasse kann auch nicht mehr befahren werden, teils ist die Fahrbahn von Felsstürzen zerstört und sowieso wagemutig in den Fels geschlagen worden.

In Porto Moniz ist das Wetter eher bescheiden und ziemlich frisch. Es reicht für einen kurzen Spaziergang, die berühmten Meeresschwimmbecken sind leider gesperrt, aber das Wasser dürfte sowieso zu kalt gewesen sein. Der Ort ist schon etwas „dörflicher“, im Sommer wird hier der Bär tanzen, wenn halb Portugal hier Urlaub macht. Jetzt aber ist der Hund erfroren und die Restaurants und Hotels machen einen verlassenen Eindruck. Hat aber auch den Vorteil, dass man sofort drankommt und keine Wartezeiten beim Essen einkalkulieren muss… Am Abend treffen wir dann sogar die Schulz-Gruppe wieder, also insbesondere den Willi. Die Gruppe wandert noch ein paar Tage und hat im Westen noch diverse Touren auf dem Plan. Unser Hotel ist das Sol de Moniz, vermutlich das erste Haus am Platz. Da wir ja nun ASI-Reisende sind, werden wir vorzüglich untergebracht, immer in den besten Hotels, immer mit Restaurant und meistens auch mit Schwimmbad & Co (was wir mal wieder nicht ein einziges Mal nutzen werden…)

 

Mittwoch 22.01.2020

 

ASI-Tag 2 mit Wanderung #1, eine kleine Warmup-Runde um Porto Moniz. Also erst mal auf mehr oder weniger verschlungenen Pfaden und eher Wegen den Berg 600 Meter hoch, oben auf der ersten Levada (Wasserkanal mit Weg) entlang durch den Wald, durch Matsch und Dörfer, teils arschkalt und dann aber sonniger werdend, am Ende mit einem tollen Aussichtspunkt und dann natürlich wieder 600 Meter runter, diesmal auf einer supersteilen engen Dorfstrasse, auf der man nicht unbedingt Gegenverkehr haben möchte… irre, wie die Leute hier Strassen und Wege bauen und befahren… Beim Zuschauen wird einem fast schlecht! Die Wanderung war ok, ca. 10km, aber sicher nicht der Hammer der Insel. Wir kaufen noch Äpfel und Wasser ein, essen im Hotel zu Abend und dann ist der erste Wandertag auch schon rum.

Ausgerüstet sind wir diesmal wie die Polarwanderer. Ich habe wie auch schon auf Teneriffa im Dezember meinen neuen großen Rucksack dabei, Osphrey 66l 1,7kg Leergewicht, vollgepackt mit allem was man hier nicht braucht, aber Gewicht muss sein, ist ja alles ein Test für Kili und GR20! Klamotten sind recht überschaubar, Mückenhose, Sportklamotten, Merino, Wechselhemden. Mein Wanderhemd aus Synthetik werde ich ausmisten, das stinkt nach 10 Minuten, das ist nicht auszuhalten. Begeistert bin ich von meinen neuen Socken, kurze 5fingers und dazu meine ausgelutschten Salomons. Die werden allerdings in den nächsten Tagen so leiden, dass ein weiterer (Dauer)Einsatz nicht mehr in Betracht gezogen werden kann, die Löcher sind einfach zu groß geworden und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die Sohle abfällt. Also Tagestour im Trockenen ok, aber Kili und GR20? Da muss dann eben Nachschub ran! Ansonsten setze ich dieses mal auf Minimalkram, meine kurze Laufhose und die Regenhose sind am Ende die beste Kombi, alles leicht und selbst bei 4 Grad im Graupelschauer geeignet. In den Pausen kommt die ultraleichte Kunstdaune von Patagonia zum Einsatz, ansonsten ziehe ich unterwegs oft meine Regentüte an, eine superduperleichte Berghaus-Regenjacke, die hoffentlich noch viele Jahre halten wird.

 

Donnerstag 23.01.2020

 

ASI-Tag 3 mit Wanderung #2, FANAL! Nach dem Frühstück setzt uns das Hoteltaxi im Hinterland von SEIXAL ab. Wir dürfen nun wandern, unser Gepäck wird zum nächsten Hotel gebracht, welch ein Luxus! Allerdings bleibt der Rucksack vollgepackt, sonst ist es ja kein Training, gelle! Wir werden also rausgelassen, an der Straße steht ein Schild „FANAL“ und das zeigt auf die TREPPE. Und die geht steil nach OBEN und hört gefühlt stundenlang nicht auf… Entweder Treppe oder Stufen in Stein oder im Matsch, aber immer nach oben. Nach wenigen Metern ist es uns nicht mehr kalt, die ersten Klamotten werden abgeworfen. Auch wenn es hin und wieder kalt runterschauert, aber im Prinzip ist es uns ziemlich warm und erst oben angekommen müssen wir uns vor dem recht eisigen Wind auf der Höhe schützen. Das FANAL mit seinen alten Lorbeerbäumen ist eine Hochebene mit irre viel Wasser, Nebel, Wolken. Alles ist feucht, die Wege oft voller tiefer Pfützen. Überall fließt Wasser, die Bäumen krachen vor lauter nassem Moos fast zusammen, ein äußerst stimmungsvoller Abschnitt! Oben auf der Höhe geht der Weg dann weiter in einer Heidelandschaft. Querfeldein würde gar nicht gehen, nur wenige Stellen sind kahl. Ein paar Kühe stehen rum. Es ist immer wieder frisch, dann sonnig, dann windig. Wir sehen nur 3 Leute hier oben, ist wohl im Winter eher ruhiger hier. Zumal es hier oben praktisch NICHTS gibt. Windräder, geschlossene Verschläge, eine holprige Straße. Ein Läufer kommt uns entgegen. Die Ausblicke sind fantastisch, auch wenn es oft wolkenverhangen ist. Am Ende der Tour ist die Tour mitten im Nichts nach 15km zu Ende. Ein Schild, eine bröselige Parkgelegenheit, sonst nix außer kaltem Wind. Wir rufen unser Hotel an und dann kommt 20 Minuten später auch schon das „Taxi“, also der Oberkellner holt uns mit seinem Auto ab und wir werden ins Hotel ENCUMEADA gebracht. Das Thermometer zeigt 8 Grad an, hui!

Im Hotel freuen wir uns vergeblich auf ein warmes Zimmer, wir bekommen einen eiskalten Raum und werfen erst mal die Heizung an. Das Hotel ist ein riesen Bunker, aber die Zimmer recht mickrig, immerhin ist das Duschwasser heiß und man kann das Wasser bedenkenlos aus dem Hahn trinken, schmeckt prima. Zum Abendessen wird’s nochmal frischer, der Speisesaal ist nicht geheizt und mir friert die Gemüsesuppe, die ansonsten super schmeckt, fast auf dem Löffel fest. Die Nacht wird eisig und ich lege alle Wolldecken drüber, um nicht zu erfrieren… Nasskalte Klamotten zu trocknen ist hier fast unmöglich. Im Sommer ist das hier bestimmt ein toller Ort, im Winter wagen sich nur ein paar verwegene Leutchen hierher und müssen dann mit Schal und Mütze im Speisesaal sitzen.

 

Freitag 24.01.2020

 

Wieder werden wir vom Hoteltaxi, diesmal die Küchenhilfe, zum Start der Wanderung gebracht. Heute geht es los beim Bica de Cana und wir werden nach ca. 13km am Hotel enden. Es ist beim Frühstück noch recht kühl und draußen sieht man den Regen noch ganz wenig plätschern… aber nicht viel, das sollte klappen und die Aussichten sind besser werdend. Also starten wir oben auf der Höhe, als wir aus dem Auto steigen, fängt gerade ein schöner Schneegraupelschauer an, das Thermometer zeigt 4 Grad und wir machen uns dran, unsere Regenklamotten im Freien so schnell wie möglich überzuziehen. An einigen Stellen wird es sogar fast ein wenig weiß auf dem Boden. Heute wandern wir eher bergab, viel im Wald und auch durch 2 längere Tunnel. Nach einer guten halben Stunde hört der Niederschlag auf und auch wenn es erst mal frisch bleibt, so kommt die Sonne durch und der Tag wird noch so richtig schön!! Dien Landschaft ist toll, die beiden Tunnel sind cool, wir wandern hier an LEVADAS entlang (an der LEVADA NORTE), die berühmten Wasserstrassen Madeiras. Am Ende noch ein Stück auf der alten Passstraße und schon kommen wir zurück zum Hotel. Inzwischen ist der Encumeada-Pass untertunnelt, also fahren nicht mehr so viele Autos hier entlang. Mangels Alternative gehen wir wieder ins Hotel-Restaurant, bestellen wieder die leckere Gemüsesuppe und bekommen diesmal die Speckvariante serviert. Tja, hätten wir besser mal vorher gefragt… Das bringt uns zwar jetzt nicht um, aber wir sind mal wieder ernüchtert, dass man scheinbar jeden Tag auf’s neue fragen muss… Am zweiten Abend, es ist ja Freitag und Wochenende, ist im Lokal Buffet aufgebaut, scheinbar kommen dann doch etliche Essensgäste hierher, die aber alle die Jacken anbehalten, denn die Heizung ist aus (falls es überhaupt eine gibt)…

 

Samstag 25.01.2020

 

Nach einer zweiten frischen Nacht machen wir uns früh auf, wieder loszukommen. Gepäck wird transportiert und nach einem guten Frühstück und einem Espresso im Stehen an der Hotelbar legen wir wieder los. der Tag soll schön werden! Wir starten direkt am Hotel und gehen über einen alten Verbindungsweg rüber ins Tal der Nonnen. Unterwegs geht es durch Wälder mit Bäumen, die ihre Rinde abwerfen, durch kleine Schluchten mit verschütteten Wegen und zwischendurch auch bis fast auf den Gipfel des PICO GRANDE. Hier ziehen leider Wolken auf und die letzten Meter im nassen rutschigen Fels sind leider nicht ohne Risiko machbar. Also wieder runter und nach einem irre steilen Abstieg enden wir im CURRAL DAS FREIAS, wo wir uns in der berühmten Bar O LAGAR abholen lassen. Kurzer Anruf beim Veranstaltungspartner genügt... jaja, am Ende dauert es 90 Minuten und wir kommen tiefgefroren und im Dunkeln im Hotel an. Echt schade, denn es ist das Hotel direkt am EIRA DO SERRADA, wo ALLE Touris hinfahren, um sich den Ausblick auf das Nonnental anzuschauen. Bei Nacht sieht man halt nur ein paar Lichter... Immerhin vertröstet uns der Concierge mit freien Getränken beim Abendessen. Situation gerettet. Das Zimmer ist der Hammer: warm und riesig, alles prima! Beim Abendessen im wieder kalten Hotelrestaurant werden wir dann Ohrenzeuge eines dramatischen Streits in der Küche, mit Geschrei und Tellerschmeissen. Es ist beängstigend, andere Gäste stehen auf und wollen vermitteln. Unfassbar! Wir verstehen sowieso kein Wort, aber hier hilft auch kein Coaching mehr....

 

Sonntag 26.01.2020

 

Wir stehen SEHR FRÜH auf, weil eine LANGE Etappe wartet. Extra für uns wird das Frühstück eine Stunde vorher zubereitet und wir können gar nicht so viel essen und einpacken, wie man uns auf den Tisch legt. Im Gegenzug ist das Licht im Flur noch nicht an und wir müssen mit Handylicht navigieren. Man kann eben doch nicht alles haben.

Diesmal SEHR pünktlich holt uns das Taxi von gestern wieder ab und wir verzichten auf einen kurzen Sprung hoch auf den berühmten Aussichtspunkt. Im nachhinein hätte es natürlich zeitlich dafür auch noch gereicht... Aber es stehen heute schlappe 15km+ (eher 17) mit gefühlten 2000hm+ auf dem Programm, die Etappe nennt sich das „Dach Madeiras“ und nach einem elendig langen Aufstieg werden wir den Rest des Tages oben auf der sonnigen Höhe wandern. Es ist heute ALLES dabei: Treppen, schmale Grate, Schluchten, Tunnel, Gipfel. Wir erreichen den PICO RIUVO gerade noch so im letzten Sonnenstrahl, bevor leider wieder Wolken aufziehen. Ab hier ist richtig was los auf der Strecke. Vorher kaum Leute gesehen, hier im Gipfelbereich tummeln sich Dutzende. Es gibt wohl eine bequem zu begehende kurze Strecke von einem Parkplatz... Bei uns sieht das anders aus, wir müssen noch weiter und haben noch den abenteuerlichen Weg rüber zum PICO AREEIRO vor uns. Mit vollem Rucksack und echt schlappen Beinen brauchen wir 3:15 für die 6,1km. Der Track ist aber genial und als wir ankommen, sind wir total geflasht. Beim Zielfoto setzt Männe’s Handy endgültig aus für heute und unser Fahrer vom Abholdienst steht schon bereit. Was für ein Service! Einerseits super, denn in der Kälte von vielleicht 5 Grad will man ungern lange warten, andererseits gibt’s keinen Siegerschluck im angrenzenden Cafe. Na gut! Das Shuttle bringt uns souverän nach SANTANA ins Hotel O COLMO. Wir schaffen gerade noch Duschen, Essen, dann geht bei uns die Lampe aus ;-)

 

Montag 27.01.2020

 

Der letzte ASI-Wandertag bricht an! Unser Hoteltaxi schaukelt uns heute morgen rüber nach PORTO DA CRUZ und LARANO. Gar nicht so einfach, in die Orte zu kommen, oft müssen Grate überwunden werden und wenn es keine Tunnels gibt, ist es fast wie Achterbahn fahren. Am letzten Ortszipfel dürfen wir wieder weiterlaufen! Heute geht die Tour zunächst entlang der kargen steilen Nordküste. Immer mit Ausblick auf die Nachbarinsel Porto Santo, die lustigerweise eine Wolkenkrone trägt. Die Steilküste ist super und leider müssen wir viel zu schnell ins Landesinnere abbiegen. Bei Boca do Risco treffen wir dann die Frau mit dem Rock. Wer wandert noch mit Rock? Nach einer kurzen Pause in der Bar LEVADA NOVA mit leckerem dunklem Bier SIM Alk für einen schmalen Euro besteigen wir noch den PICO DO FACHO. Hier steht dann auch eine Pommesbude und verkauft Eis an die Scharen von Touris, die mit dem Minibus hochgekarrt werden. Am Pico hat man nämlich einen genialen Ausblick auf die Halbinsel Ponta de Sao Lourenco und auf den FLUGHAFEN. Alle paar Minuten landet oder startet ein Flieger. Das wissen auch die Katzen, die sich hier scheinbar einigermaßen über Wasser halten können, auch wenn ich schon weniger verlottert aussehende Miezen gesehen habe... Ein Katzensprung ist der Rest nach MACHICO, es geht durch die Wiese den Berg runter und als Highlight gibt’s hier jede Menge kleine Zicklein, eins putziger als das andere!! Am Endpunkt erwartet uns –kaum ein Wunder- unser Hoteltaxi! Wir haben noch gar nicht angerufen und das Siegerbier am Strand muss auch wieder warten... Die letzte ASI-Etappe war vergleichsweise einfach und zum „Auswandern“ sicher gerade recht. Wir sind aber auch froh, dass es noch weitergehen wird, auch wenn wir heute mal platt sind: 6 Etappen sind ein guter Anfang!!

Unser letztes ASI-Hotel ist in Santa Cruz, das BOM JESUS. 4 Sterne, alles pickobello. Gespeist wird im Restaurant Richtung Meer, ein putziges Lokal. Der Ort selber ist auch hübsch und am Meer mit Kieselsteinstrand kann man wunderbar in der Sonne sitzen und dem Abend entgegenwarten...

 

Dienstag 28.01.2020

 

Wir frühstücken heute mal nicht so früh und werden moderat um 9:30 vom letzten ASI-Shuttle abgeholt. Uahhh, es ist leider wieder der Stinker vom Anfang! Ekelhaft. Zum Glück müssen wir nicht weit, nur zum Flughafen.

Jetzt holen wir den Mietwagen. Eine Story diesmal für sich. In der echt sengenden Sonne schleppen wir Sack und Pack zum Auto und dem Wärterhäuschen, aber den Schlüssel bekomme ich natürlich nicht hier, sondern oben im Terminal. Toll, erst mal finden. Einige Suchstunden später bin ich endlich am Schalter von Goldcar, buche noch fröhlich einen PS-Upgrade (für die steilen Strassen) und bezahle dann eher deutlich angepisst die Vollkasko-Gebühr, weil meine Kreditkarte nicht mehr genug hergibt für die normale Kaution. Danke LBB für das pünktliche Abbuchen meiner Zahlungen. Für die 127 Euro kann ich mir jetzt nichts mehr kaufen.

Irgendwie fahren wir dann doch endlich los und ich habe noch eine Zeitlang eine ordentliche Schwellung. Hilft ja nix. Plan für heute: Sightseeing, Levada, Jardim do Mar!

Auf dem Skywalk am CABO GIRAO kann man tatsächlich 580m senkrecht nach unten schauen, auf Gemüsefelder. Toll! Nix wackelt hier, kein Grund zur Panik und selbst Männe wagt den Schritt auf den Glasboden. Nebenan trommelt ein komischer Typ in skurrilen Fell-Klamotten Fantasiemelodien und verdient sich vermutlich ein Vermögen, interessantes Geschäftsmodell! Gestärkt mit Nata und Espresso fahren wir rüber zur Seilbahn, die uns 300m senkrecht runterbefördert zur FAJAS DOS PADRES, einer Gemüseplantage mit Appartments und Restaurant. Neben Millionen von Eidechsen gibt es hier Gemüse ohne Ende, ein Franzose gibt mir eine Avocado (warum auch immer der die überhaupt hatte) und wir schlendern in die Bar. Es ist fantastisch hier, das Meer plätschert unweit am Strand und selbst die SANTA MARIA de COLOMBO lässt sich auf ihrer Tour blicken. Im Restaurant nehmen wir einen kleinen Snack, eigentlich nur Salat und Fischsuppe, aber das ist ein RIESENPOTT mit Maismehlbrei, da hätte man 5 Mann locker satt bekommen. Keine Gefangenen, die Suppe ist die Beste all ever!

So abgefüllt schafft es die Seilbahn grade noch so, unsere Gondel wieder nach oben zu ziehen. Man muss übrigens klingeln, wenn man abgeholt werden möchte. Wir fahren weiter nach Lombada da Ponto do Sol. Hier startet und endet die Rother Tour #9, eine Doppel-Levada. Der Ort ist klein, die Strassen schmal und STEIL. Uiuiui, ein erster Vorgeschmack! Die Tour ist schwarz und wir gehen zwar „nur“ an Levadas entlang, die aber sind nicht immer seilgesichert und links geht’s ziemlich tief senkrecht runter. Am Wendepunkt erwartet uns nach einem kurzen Tunnel die Dusche eines richtig tollen Wasserfalles, hinter dem der Weg hergeht, aber nicht ohne ordentlich Wasser zu verspritzen. Meine Sandalen sind jetzt vielleicht ungeeignet, aber den Rest der Tour völlig ausreichend, auch als wir das Flußbett an der Levada-Quelle überqueren müssen. Eine schöne Kurztour, auf der uns einige Leute begegnen.

Nach diesem schönen Verdauungsspaziergang fahren wir weiter nach JARDIM DO MAR. Aufgrund der vielen Tunnel verliert das Navi, also Google Maps auf dem Handy, ständig die Ortung und wir fahren voll am Ort vorbei. So lernen wir wenigstens den Tunnel nach Paul do Mar kennen... Im Ort beziehen wir das gleichnamige Hotel für die nächsten beiden Nächte, Parken kann man in der Ortsmitte für Nüppes und essen kann man im Hotelrestaurant. Naja, wir waren zum Glück eh satt... Unser Zimmer hat Ausblick auf die WELLEN des Meeres, der Ort ist ein Paradies für Surfer und die Wellen sind echt geil. Ein schöner Ort, etwas abgelegen, aber im Winter ruhig und verschlafen...

 

Mittwoch 29.01.2020

 

Frühstück im Hotel: heute mal wie in der Kaserne mit Tablett. Ansonsten ist aber alles da und wenn man den Kaffee nicht trinkt, wird man es auch überleben. Immerhin gibt es hier Obstsalat und Müsli, das ist anderswo eher dünner...

Wandertag! Aus den Rother Touren 54 und 55 kombinieren wir uns eine schöne Runde. Zunächst müssen wir am Strand entlang nach Paul do Mar. Die Gezeiten sind absolut wichtig und das dünne Zeitfenster passt aber so richtig 1000% in unsere Tourplanung, Jackpot sozusagen. Der Strand ist ein 3km langes Teil mit Felsen und Geröll in allen Formen und Größen, total verblockt und nicht immer gehbar, wir brauchen 2 Stunden! Männe schrabbt sich noch auf beim Ausrutschen und ich bin auf die letzten 500m leicht genervt, aber letztlich kommen wir heile an und machen erst mal Pause im kleinen Cafe am Hafen. Natürlich mit Espresso und Nata-Bolo.

Ab hier geht’s wieder aufwärts, also um die 700m am Stück fast senkrecht nach oben. Teils in Treppen, teils in Naturstufen, PR19, offiziell gesperrt, stört aber niemanden. Immer mit grandiosem Ausblick auf das Meer und die Landschaft, die Sonne lacht, wir haben Spaß! Oben auf der Höhe begehen wir die Levada NOVA, diese soll insgesamt 42km lang sein (aha?! Marathon-Idee??) Es geht durch kleine Ortschaften und überall blühen schöne Blumen. Nicht auszudenken, wie es hier zur „richtigen“ Blütezeit aussehen mag! Vorbei an niedlichen Vogelscheuchen wandern wir zielgerichtet in die kleine Bar mit den leckeren Pralinen, bevor wir dann wieder absteigen müssen. Diesmal weniger komfortabel, der Weg ist verwachsen, glitschig, mit Brombeeren versperrt, bröselig, schwierige Stufen. Die Sonne brennt unerbittlich, aber die Ausblicke auf das Meer und den Ort sind fantastisch. Bis auf einen Wanderer sehen wir hier niemanden, die Abertausdenden von Eidechsen und rote-Farbe-Läuse mal ausgenommen! Endlich wieder unten angekommen zischen wir noch ein SIM in JOE’s Bar und später kehren wir noch ein zu einem Snack in einem Strand-Restaurant. Nach gut 14km und ordentlich HM sind wir ziemlich müde und werden gut schlafen.

 

Donnerstag 30.01.2020

 

Das Brot im Jardim do Mar ist das wohl leckerste Brot, das ich je gegessen habe. Überall fahren Brotautos rum und verteilen die Backwaren, vom NATA bis zum BOLO. Heute geht es hoch in die Berge ins RABACAL-Gebiet. Die Wanderungen Rother 50,51,52 stehen an. Die Sonne lacht, es ist zwar kühl, aber kein Grund für dicke Jacken. Einfach nur allerschönstes Wetter! Oben auf dem Wanderparkplatz sind wir noch bei den ersten und gehen erst mal den Fahrweg runter bis zur Hütte. Hier ist schon eher was los, die Wege sind nicht so schwierig und es sollen die „schönsten Wanderziele“ sein. Das lockt alle Touris an und neben Horden von Spaziergängern sind auch etliche Gruppen unterwegs. Wir machen erst den Wasserfall RISCO und dann die 25 FONTES. Alles schön, aber eben total überlaufen, und das obwohl wir noch so früh unterwegs sind. Die Tour 52 fällt leider aus, die Levada ist wegen Felsrutsch gesperrt. Schade...Dann bleibt es bei 10-12km heute. Auf einem Nebenweg wandern wir zur Hütte zurück und kehren auf einen Salat und Bananenkuchen mit komischer Dekosoße ein. Überall fliegen die Finken rum und klauen sogar Olivenkerne vom Teller.

Wir fahren nun weiter ins nächste und leider auch schon letzte Quartier. Ein Gästehaus in RIBEIRO FRIO, dem Ort mit den Forellen. Die Fahrt ist lang, man kann die Insel nicht überall durchkreuzen und muss ganz schön rumfahren, um von einem Bergort zum nächsten zu kommen. Der Weg geht übrigens durch MONTE und weil wir eine Abfahrt verpassen, lotst uns das Navi in eine, nein DIE Steilstraße, bei deren Anblick uns das Blut in den Adern gefriert und der Wagen, ein Fiat 500X mit 120PS, kurz anhustet. Boah, DAS war 2 Minuten NERVENKITZEL vom Feinsten!!! Aber alles jut gegangen... Weil wir doch recht früh eintreffen, wandern wir noch 3km als kleine Zusatzrunde zu dem Aussichtspunkt MIRADOURO BALCOES. Auch so ein Fleck, wo JEDER hingeht. Immerhin haben wir die Plattform für eine Viertelstunde für uns alleine und können den Finken beim Wasserplanschen zusehen. Der Ausblick ist irre, man sieht auf die gesamte Bergkette Madeiras und das Meer im Norden gleich mit. Die Balcoes selbst sind auf einem Felsvorsprung aufgebaut und es geht mal wieder senkrecht runter, ein toller Ort!

Auf dem Rückweg zu Auto und Unterkunft schauen wir noch im Forellenhof vorbei, aber die machen gerade zu und schaffen es noch nicht mal, uns mit Worten aus dem Hof zu kehren. Satte Leute. Unseren Gästehaus-Schlüssel bekommen wir in der Bar nebenan, hier bietet man mir gleich einen frischgerührten Poncha an. Das Haus ist Spitze, wir nehmen ein Zimmer im Gemeinschaftsteil, wo Küche und Wohnzimmer allen zur Verfügung stehen (wir sind aber die einzigen Gäste und könnten hier Party feiern und Tango tanzen). Ein LUXUS und alles topmodern, alles wunderschön! Das Schlafzimmer ist ensuite, allerdings doch recht klein. Aber wir kommen klar und die Heizung braucht nicht lange, damit wir es einigermaßen muckelig warm haben. Gegessen wird in der Snackbar und zum Erstaunen sogar richtig richtig gut! Suppe ist toll, Salat alles frisch und die Forelle leider geil. Das Knofibrot ist superlecker und der abschließende warme Mandelkuchen mit Vanilleeis ein Traum. Satt und müde, besser geht nicht!

 

Freitag 31.01.2020

 

Showtime! Heute ist mein 50. Geburtstag und wir wollen zur Feier des Tages die obergeile Bergetappe nochmals abwandern! Allerdings heute mit leichtem Rucksack, wenig Geraffel, keine Stöcke. Dafür mit Elan und ALLERBESTEM Wanderwetter!! Unsere Unterkunft liegt ja in Schlagdistanz, das ist echt ein Glücksfall, denn geplant war das so nicht. Wir fahren ein paar Minuten den Berg hoch und parken ziemlich früh auf dem Gipfel des PICO AREEIRO. Es ist noch frisch, also starte ich mit kurzen Klamotten und Regenüberzug als Windschutz. Letzteres fliegt schon nach den ersten Treppenstufen von mir und wir lassen es gut angehen. Die Kaisertour geht rüber zum PICO RUIVO und retour. Das sind 12,2km mit garantiert 1000hm+, sowohl rauf wie runter. Irre viele Treppenstufen aller Art, Tunnel, schmale in den Fels gehauene Wege, tiefe Felsschluchten, spitze Berge, scharfe Kanten. Absolut irre. Der Ostweg ist wohl schon einige Zeit wegen Felssturz gesperrt und so ergeben sich noch mehr Stufen und Höhenmeter. Wir kommen gut durch und sind bereits nach 2:34h auf dem RUIVO!! Sensationell! Die Sonne lacht, die Sicht ist bestens. Wir mampfen unser Proviant, verewigen uns mit dem Team Sayntal Stempel auf dem Gipfelmonument und dann kehren wir noch kurz in der Hütte ein. Männe schenkt mir hier einen putzigen Geldbeutel aus Madeira-Streifen-Stoff und dann geht es wieder zurück! 2:39h wird es am Ende sein. Und auf dem Parkplatz werden uns die anderen mit großen Augen „empfangen“, die sich mit dem Auto außenrum verdingt haben, ob wir jetzt echt zu Fuß zurückgekommen seien... GEIL!!! Die waren ganz aus dem Häuschen, wir allerdings auch. So muss es denn auch ein Sieger-SIM mit NATA sein und am Abend noch eine Forelle aus der lokalen Zucht. Das war ein richtig genialer Tag, hier hat einfach ALLES gepasst und wir hatten DEN SPASS, besser geht nicht!!!

 

Samstag 01.02.2020

 

Alles hat ein Ende... auch Madeira... wir nehmen noch einen Espresso im Stehen in unserer Bar und fahren rüber an den Ostzipfel. Eine letzte kleine Wanderung über den Ausläufer von Ponta de Sao Lourenco soll es sein. Wie immer sind wir früh und ergattern den besten Parkplatz am östlichsten Kreisel der Insel, dann gehen wir los in Sandalen und mit Spaziergang-Equipment. Die dicken Taschen und Rucksäcke sind schon abflugfertig gepackt. Es geht bei schönstem Sonnenschein schon wieder Treppen rauf und runter. Und über Lavafelsen und Geröll mit vereinzelten lila Blumen. Die Halbinsel ist richtig wild und am Ende gibt es eine Bar. Die ist aber noch zu uns so setzen wir uns mit unserem Apfel auf die Terrasse. Als wir loswollen kommen die Angestellten. Es ist schon 11 oder so. Also an einem Samstag mit Ausflugsverkehr würde ich den Laden ab 10 eröffnen... wir wandern nun zurück und ergattern noch ein paar schöne Ausblicke auf das wilde Meer. Dann fahren wir nach Machico, parken geschickt vor dem Yachthafen und gönnen uns einen allerletzten Catch of the Day. Die Sonne brennt und scheinbar ist sogar das Wasser warm genug, einige Leute gehen schwimmen. Es ist alles so beschaulich hier und endlich auch mal richtig warm!

Irgendwann müssen wir dann los, fahren erst zum Flughafen, wo es gar keine Tanke für den Mietwagen gibt, machen noch eine Runde wegen Volltanken, geben den Wagen bei Goldcar ab (Schlüssel kommt in den Kasten, fertig) und schon bald können wir einchecken, das Gepäck abgeben und uns auf den Flug einwarten. Das geht am Besten auf der Terrasse mit Sicht auf die Startbahn. Unser Condor landet dann auch schon bald und parkt genau vor unserer Nase, Volltreffer. Das ist das Schöne an so einem kleinen Flughafen! Der Flug wird dann noch ein kleines Abenteuer, very bumpy, die üblichen Turbulenzen im Atlantik waren nur Vorspiel, denn auf dem Kontinent kommen wir in erhebliche Luftunreinheiten und werden nicht gerührt aber permanent geschüttelt. Die Landung ist eine Erlösung und eigentlich hätte man ruhig auch mal klatschen können. Zumindest für die Stewardess, die uns den Badewannenvergleich zur Beruhigung erzählte.

Fazit: das war ein toller Wanderurlaub! Hier hat alles gepasst, wir hatten 10 schöne Touren, einen netten Marathon, viele tolle Sachen gesehen, lecker gegessen, sogar einen tollen runden Geburtstag verlebt, etwas Sonne getankt und jede Menge frische Luft abbekommen, das war SPITZE!

 

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